Jettaheizer
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- 21.10.2016
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Hallo Leute,
in den letzten Wochen habe ich mich mal intensiv mit einem Nebenprojekt befasst. Ich habe ein Gleichlaufgetriebe gebaut. Wer nicht weiß, was damit gemeint ist: eine Erläuterung gibt es weiter unten. Zunächst hatte ich einige grundlegende Fragen zu klären, wie z.B. welche Achsen oder Zahnräder ich nehme. Also hab ich zunächst nach Achsen gesucht. Nach kurzer Zeit habe ich von einem Forenmitglied zwei Tamiya Standard-Hinterachsen (ohne Durchtrieb) erstanden. Diese hab ich dann vermessen und festgelegt, daß der Achsabstand (Mitte-Mitte) 42 mm betragen soll. Nach weiterer Recherche hab ich dann zwei Messingzahnräder Modul 1 42 Zähne und drei Messingzahnräder Modul 1 21 Zähne bestellt:
Ich weiß, die sind etwas übertrieben, aber das waren die einzigen, die ich in der passenden Zähnezahl bekommen konnte. Um diese kraftschlüssig mit den Achsen zu verbinden sollten die normalen Sechskantmitnehmer von Tamiya dienen. An dieser Stelle noch einmal einen riesengroßen Dank an Frank aus dem Nachbarforum, der mir diese tolle Fräsarbeit gemacht hat:
Um die Achsen miteinander zu verbinden, benötigte ich zwei Distanzstücke. Also ein Aluprofil mit 8 x 40 mm bestellt und davon ein Stück mit 27 mm Länge abgesägt und auf Maß geschliffen:
Aus einem Stück wurden dann zwei, eins mit 18 mm Breite, das andere habe ich auf 20 mm Breite belassen (nur glatt geschliffen):
Eigentlich sollte es ebenfalls 18 mm haben, aber ich habe mir dann überlegt, daß ein wenig mehr "Fleisch" an dieser Stelle nicht schaden kann. In dieses Stück bohrte ich genau mittig ein Pilotloch, das dann mittels Stufenbohrer auf 12 mm aufgebohrt wurde. Danach wurde ein Stück Messingrohr 12 x 1 mm auf 22 mm abgelängt, plan geschliffen und die Enden vorsichtig auf 11 mm aufgebohrt. Dort hinein kamen dann zwei Kugellager. Zum Schluss wurde die ganze Geschichte in das Alustück eingepresst:
Daß dabei ein Kugellager nicht bündig eingelassen wurde, ist kein Fehler, sondern durchaus beabsichtigt. Noch ein paar Kleinteile dazu und das Teil konnte montiert werden:
Danach die ganze Klamotte provisorisch zusammengeklammert und siehe da, es paßt:
Das Zahnflankenspiel sieht hier noch sehr groß aus, aber auch das ist beabsichtigt, für den Fall, daß der Kunststoff der Achsen bei der endgültigen Montage etwas nachgibt, hab ich so noch Reserve. Ansonsten kann ich das immernoch ein wenig beischleifen. Dann kam der (für mich) schlimmste Moment. Die senkrechten Löcher mußten gebohrt werden. Also sorgfältig angezeichnen, gekörnt, dann noch sorgfältiger eingespannt und ausgerichtet und ganz vorsichtig mit der kleinstmöglichen Drehzahl (300 1/min) meiner Tischbohrmaschine gebohrt. Um meinen Schraubstock zu schonen, hab ich bis auf 2 mm Resttiefe gebohrt und danach auf einer Holzunterlage fertig durchgebohrt. Und damit ergibt sich auch, weswegen ein Kugellager etwas vorschaut. Die senkrechten Bohrungen gehen durch die Wandung des Messingrohres. Dadurch benötige ich auch keinerlei Klebstoff, um das Messingrohr in dem Alustück zu fixieren. Aber trotz aller Sorgfalt und Vorsicht ist ein Loch nicht genau senkrecht durch´s Alu gegangen. Warum auch immer, ich weiß es nicht. Ich kann mir nur vorstellen, daß mir der Bohrer "abgehauen" ist, als er die Wandung des Messingrohres passiert hat. Zum Glück paßt trotzdem noch alles zusammen:
Lediglich das mittlere Zahnrad sitzt geringfügig schief, aber da die Funktion einwandfrei gegeben ist, kann ich damit leben:
Die Abstandhalter unter dem Getriebe sind nur provisorisch, bis die "Sockelstücke" gemacht sind. Deswegen sind auch die Gewindestangen so lang.
Jetzt zur Funktion.
Nehmen wir an, dieses Getriebe sitzt ein einem Kettenfahrzeug (bei mir soll es später in einen Kettentraktor eingebaut werden). Der Antrieb der beiden Ketten wird dann an der unteren Achse abgegriffen. Diese stellt somit die Fahrachse dar. Wenn man diese Achse antreibt, drehen sich die Zahnräder auf dieser Achse und damit die Ketten gleichläufig. Die obere Achse ist die Lenkachse. Steht die Fahrachse still und die Lenkachse wird angetrieben, drehen sich die Ketten gegenläufig. Natürlich sind die Funktionen Fahren und Lenken beliebig überlagerbar. Werden beide Achsen mit der gleichen Drehzahl angetrieben, so steht eine Kette still, während sich die zweite mit der doppelten Drehzahl dreht.
Der Aufwand und Platzbedarf für ein solches Gleichlaufgetriebe ist natürlich deutlich höher, als wenn man jede Kette einzeln per Motor antreibt, jedoch hat das System auch Vorteile. Erstens läuft das Fahrzeug, wenn man nur die Fahrachse antreibt, exakt geradeaus (weil beide Ketten 100% synchron laufen), zweitens benötigt man keinerlei Mischer, da es jeweils einen definierten Fahr- und Lenkkanal gibt und drittens kann man die Drehzahlen zum Fahren und Lenken durch unterschiedliche Motoren variieren, falls benötigt.
Soweit der aktuelle Stand. Als nächstes muß ich Motoren und Kupplungen besorgen, Halter dafür bauen und das Ganze mal provisorisch montieren, damit ich es testen kann.
To be continued...
Gruß,
Franz
in den letzten Wochen habe ich mich mal intensiv mit einem Nebenprojekt befasst. Ich habe ein Gleichlaufgetriebe gebaut. Wer nicht weiß, was damit gemeint ist: eine Erläuterung gibt es weiter unten. Zunächst hatte ich einige grundlegende Fragen zu klären, wie z.B. welche Achsen oder Zahnräder ich nehme. Also hab ich zunächst nach Achsen gesucht. Nach kurzer Zeit habe ich von einem Forenmitglied zwei Tamiya Standard-Hinterachsen (ohne Durchtrieb) erstanden. Diese hab ich dann vermessen und festgelegt, daß der Achsabstand (Mitte-Mitte) 42 mm betragen soll. Nach weiterer Recherche hab ich dann zwei Messingzahnräder Modul 1 42 Zähne und drei Messingzahnräder Modul 1 21 Zähne bestellt:
Ich weiß, die sind etwas übertrieben, aber das waren die einzigen, die ich in der passenden Zähnezahl bekommen konnte. Um diese kraftschlüssig mit den Achsen zu verbinden sollten die normalen Sechskantmitnehmer von Tamiya dienen. An dieser Stelle noch einmal einen riesengroßen Dank an Frank aus dem Nachbarforum, der mir diese tolle Fräsarbeit gemacht hat:
Um die Achsen miteinander zu verbinden, benötigte ich zwei Distanzstücke. Also ein Aluprofil mit 8 x 40 mm bestellt und davon ein Stück mit 27 mm Länge abgesägt und auf Maß geschliffen:
Aus einem Stück wurden dann zwei, eins mit 18 mm Breite, das andere habe ich auf 20 mm Breite belassen (nur glatt geschliffen):
Eigentlich sollte es ebenfalls 18 mm haben, aber ich habe mir dann überlegt, daß ein wenig mehr "Fleisch" an dieser Stelle nicht schaden kann. In dieses Stück bohrte ich genau mittig ein Pilotloch, das dann mittels Stufenbohrer auf 12 mm aufgebohrt wurde. Danach wurde ein Stück Messingrohr 12 x 1 mm auf 22 mm abgelängt, plan geschliffen und die Enden vorsichtig auf 11 mm aufgebohrt. Dort hinein kamen dann zwei Kugellager. Zum Schluss wurde die ganze Geschichte in das Alustück eingepresst:
Daß dabei ein Kugellager nicht bündig eingelassen wurde, ist kein Fehler, sondern durchaus beabsichtigt. Noch ein paar Kleinteile dazu und das Teil konnte montiert werden:
Danach die ganze Klamotte provisorisch zusammengeklammert und siehe da, es paßt:
Das Zahnflankenspiel sieht hier noch sehr groß aus, aber auch das ist beabsichtigt, für den Fall, daß der Kunststoff der Achsen bei der endgültigen Montage etwas nachgibt, hab ich so noch Reserve. Ansonsten kann ich das immernoch ein wenig beischleifen. Dann kam der (für mich) schlimmste Moment. Die senkrechten Löcher mußten gebohrt werden. Also sorgfältig angezeichnen, gekörnt, dann noch sorgfältiger eingespannt und ausgerichtet und ganz vorsichtig mit der kleinstmöglichen Drehzahl (300 1/min) meiner Tischbohrmaschine gebohrt. Um meinen Schraubstock zu schonen, hab ich bis auf 2 mm Resttiefe gebohrt und danach auf einer Holzunterlage fertig durchgebohrt. Und damit ergibt sich auch, weswegen ein Kugellager etwas vorschaut. Die senkrechten Bohrungen gehen durch die Wandung des Messingrohres. Dadurch benötige ich auch keinerlei Klebstoff, um das Messingrohr in dem Alustück zu fixieren. Aber trotz aller Sorgfalt und Vorsicht ist ein Loch nicht genau senkrecht durch´s Alu gegangen. Warum auch immer, ich weiß es nicht. Ich kann mir nur vorstellen, daß mir der Bohrer "abgehauen" ist, als er die Wandung des Messingrohres passiert hat. Zum Glück paßt trotzdem noch alles zusammen:
Lediglich das mittlere Zahnrad sitzt geringfügig schief, aber da die Funktion einwandfrei gegeben ist, kann ich damit leben:
Die Abstandhalter unter dem Getriebe sind nur provisorisch, bis die "Sockelstücke" gemacht sind. Deswegen sind auch die Gewindestangen so lang.
Jetzt zur Funktion.
Nehmen wir an, dieses Getriebe sitzt ein einem Kettenfahrzeug (bei mir soll es später in einen Kettentraktor eingebaut werden). Der Antrieb der beiden Ketten wird dann an der unteren Achse abgegriffen. Diese stellt somit die Fahrachse dar. Wenn man diese Achse antreibt, drehen sich die Zahnräder auf dieser Achse und damit die Ketten gleichläufig. Die obere Achse ist die Lenkachse. Steht die Fahrachse still und die Lenkachse wird angetrieben, drehen sich die Ketten gegenläufig. Natürlich sind die Funktionen Fahren und Lenken beliebig überlagerbar. Werden beide Achsen mit der gleichen Drehzahl angetrieben, so steht eine Kette still, während sich die zweite mit der doppelten Drehzahl dreht.
Der Aufwand und Platzbedarf für ein solches Gleichlaufgetriebe ist natürlich deutlich höher, als wenn man jede Kette einzeln per Motor antreibt, jedoch hat das System auch Vorteile. Erstens läuft das Fahrzeug, wenn man nur die Fahrachse antreibt, exakt geradeaus (weil beide Ketten 100% synchron laufen), zweitens benötigt man keinerlei Mischer, da es jeweils einen definierten Fahr- und Lenkkanal gibt und drittens kann man die Drehzahlen zum Fahren und Lenken durch unterschiedliche Motoren variieren, falls benötigt.
Soweit der aktuelle Stand. Als nächstes muß ich Motoren und Kupplungen besorgen, Halter dafür bauen und das Ganze mal provisorisch montieren, damit ich es testen kann.
To be continued...
Gruß,
Franz